Kleidung einkaufen war früher ein eher seltenes Ereignis – etwas, das ein paar Mal im Jahr passierte, wenn die Jahreszeiten wechselten oder wenn wir über das hinausgewachsen sind, was wir besaßen.
Doch vor etwa 20 Jahren änderte sich etwas. Die Kleidung wurde billiger, die Trendzyklen beschleunigten sich, und das Einkaufen wurde zum Hobby. Fast Fashion und globale Ketten dominieren heute unsere Shopping Meilen und locken mit günstigen Preisen und immer neuer Ware.
Aber was ist Fast Fashion? Und wie wirkt sie sich auf die Menschen, den Planeten und die Tiere aus?
Erklärvideo
Definition + Fakten
Als die Modemarke Zara Anfang der 1990er Jahre in New York landete, hörten die Menschen zum ersten Mal den Begriff „Fast Fashion“. Er wurde von der New York Times geprägt, um die Mission von Zara zu beschreiben, die darin besteht, dass es nur 15 Tage dauert, bis ein Kleidungsstück von der Entwurfsphase bis zum Verkauf in den Geschäften fertig ist.
Fast Fashion kann also als billige, trendige Kleidung definiert werden, die Ideen vom Laufsteg oder aus der Promi-Kultur ausprobiert und in rasender Geschwindigkeit in die Einkaufsläden bringt, um die Nachfrage der Verbraucher zu befriedigen.
Die Idee besteht darin, die neuesten Modelle so schnell wie möglich auf den Markt zu bringen, damit die Käufer sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Popularität schnappen können. Leider werden sie dann oft nach ein paar Mal Tragen wieder weggeworfen, sobald wieder ein neuer Trend „in“ ist. Denn wer relevant bleiben will, muss immer den neuesten Look tragen.
Fast Fashion ist ein wesentlicher Bestandteil unseres auf Konsum ausgerichteten Wirtschaftssystems, das die Mode zu einem der größten Umweltverschmutzer der Welt gemacht hat. Bevor wir uns genauer mit den Auswirkungen beschäftigen, lohnt sich ein Blick auf die Entstehungsgeschichte der Fast Fashion.
Entstehungsgeschichte von Fast Fashion
Um zu verstehen, wie schnell sich die Mode entwickelt hat, müssen wir ein kleines Stück zurück in die Vergangenheit schauen. Vor 1800 war die Produktion von Mode sehr mühsam. Man musste seine eigenen Materialien wie Wolle oder Leder beschaffen, sie vorbereiten, weben und dann die Kleidung herstellen.
Mit der industriellen Revolution wurden neue Technologien eingeführt – wie die Nähmaschine. Die Herstellung von Kleidung wurde einfacher, schneller und billiger. Es entstanden Schneidereien, die auf die Bedürfnisse der Mittelschicht zugeschnitten waren.
In den 1960er und 70er Jahren schufen junge Menschen neue Trends und Kleidung wurde zu einer Form des persönlichen Ausdrucks, aber es gab immer noch einen Unterschied zwischen High Fashion und High Street.
In den späten 1990er und 2000er Jahren erreichte die Low-Cost-Mode ihren Höhepunkt. Das Online-Shopping kam in Schwung, und Fast-Fashion-Einzelhändler wie H&M und Zara füllten die Einkaufsmeilen. Diese Marken übernahmen die Looks und Designelemente von den Top-Modehäusern und reproduzierten sie schnell und kostengünstig. Da nun jeder jederzeit in der Lage ist, trendige Kleidung zu kaufen, ist es leicht zu verstehen, wie sich das Phänomen durchgesetzt hat.
Welche Auswirkungen hat Fast Fashion auf Umwelt und Mensch?
Der Einfluss der Fast Fashion auf den Planeten ist enorm. Der Druck, die Kosten zu senken und die Produktionszeit zu beschleunigen, führt dazu, dass Umweltaspekte wenig Beachtung finden.
Zu den negativen Auswirkungen von Fast Fashion gehört die Verwendung von billigen, giftigen Textilfarbstoffen, die die Modeindustrie zum zweitgrößten Verschmutzer von sauberem Wasser weltweit nach der Landwirtschaft machen. Aus diesem Grund hat Greenpeace in den letzten Jahren mit ihrer Detox-Kampagne „Destination Zero“ Marken dazu aufgefordert, gefährliche Chemikalien aus ihren Lieferketten zu entfernen.
Billige Textilien sind ein weiteres Problem von Fast Fashion. Polyester ist dabei einer der beliebtesten Stoffe. Es wird aus fossilen Brennstoffen gewonnen, trägt zur globalen Erwärmung bei und kann Mikrofasern absondern, die zu dem zunehmenden Plastikanteil in unseren Ozeanen beitragen. Aber auch „natürliche Stoffe“ können in dem Ausmaß ein Problem darstellen, wie es Fast Fashion verlangt. Herkömmliche Baumwolle erfordert in Entwicklungsländern enorme Mengen an Wasser und Pestiziden. Daraus ergeben sich Dürregefahren und eine enorme Belastung der Wasserbecken sowie ein Wettbewerb um Ressourcen zwischen Unternehmen und lokalen Gemeinschaften.
Neben den Umweltkosten der Fast Fashion gibt es auch menschliche Kosten.
Fast Fashion kann nur so günstig sein, da die Arbeiterinnen und Arbeiter in gefährlichen Arbeitsumgebungen zu niedrigen Löhnen und ohne grundlegende Menschenrechte arbeiten. Weiter unten in der Lieferkette gibt es zudem die Bauern, die mit giftigen Chemikalien arbeiten, die verheerende Auswirkungen auf ihre physische und psychische Gesundheit haben können.
Auch die Tiere sind von Fast Fashion betroffen. Von den giftigen Farbstoffen, die in den Wasserwegen freigesetzt werden und von den Mikrofasern, die oft von Meereslebewesen aufgenommen werden.
Und schließlich wirkt sich Fast Fashion auch auf die Verbraucher selbst negativ aus und fördert eine „Wegwerfkultur“, sowohl wegen der eingebauten geplanten Obsoleszenz der Produkte als auch wegen der Geschwindigkeit, mit der die Trends produziert werden. Fast Fashion lässt uns glauben, dass wir mehr und mehr einkaufen müssen, um mit den Trends Schritt halten zu können, was letztlich zu Unruhe und Unzufriedenheit führt.
Bekannte Fast Fashion Marken
• H&M
• Uniqlo
• Primark
• KiK
• C&A
• Mango
• Zara
• Massimo Dutti
• ASOS
• Forever 21
• Bershka
• Abercombie & Fitch
• Hollister
• Und unzählige weitere…
Alternativen zu Fast Fashion
Es ist nichts daran auszusetzen, sich ab und zu ein neues Outfit zu gönnen. Doch auch wenn Fast Fashion Kleidung billig erscheinen mag, zahlen die Umwelt und Arbeiter mit Dumpinglöhnen und schlechten Arbeitsbedingungen den Preis dafür.
Was also tun, wenn man Fast Fashion vermeiden möchte? Wir haben 4 Tipps für euch!
1. Nachhaltige Kleidung einkaufen
Ökologische und faire Modelabels wie Armedangels, Grüne Erde und Hessnatur machen nicht nur schicke, sondern auch faire Kleidung. Und sie übernehmen Verantwortung: für die Arbeiter, die ihre Mode herstellen, und für die Umwelt.
2. Auf eine bessere Qualität achten
„Wer billig kauft, kauft zweimal“ – diese Binsenweisheit haben die meisten schon einmal gehört.
Niemand freut sich darüber, wenn sich bei den neuen Schuhen bereits nach einem Jahr die Sohlen lösen. Deshalb ist es wichtig, beim Einkauf von Kleidung auf die Qualität zu achten.
Ein wichtiges Kriterium ist dabei die Art und Qualität der Stoffe, aus denen das Kleidungsstück hergestellt wird. Im Allgemeinen sind Naturfasern dabei Kunstfasern zu bevorzugen. Also lieber das T-Shirt aus 100% Baumwolle nehmen, noch besser Bio-Baumwolle!
Genauso wichtig wie der Stoff eines Kleidungsstücks ist die Konstruktion des Kleidungsstücks. Konsistente und verstärkte Nähte sprechen für ein sauber verarbeitetes Kleidungsstück. Lose oder verlaufende Fäden sprechen für das Gegenteil.
3. Gebrauchte Kleidung kaufen
Auf Flohmärkten oder online auf eBay-Kleinanzeigen oder Kleiderkreisel gibt es unzählige Angebote für gebrauchte Kleidung. Wer die Nutzungsdauer von Kleidungsstücken erhöht, verhält sich definitiv nachhaltig. Vielleicht findest Du sogar ein Schnäppchen!
4. Mit Bekannten Kleidung teilen oder tauschen
Du hast eine Freundin oder ein Familienmitglied, das dieselbe Größe trägt? Probiere doch mal aus, ein neues Kleidungsstück mit ihr zu teilen oder zu tauschen. Damit senkt Ihr nicht nur die Anschaffungskosten, sondern reduziert auch die Umweltbelastung.
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